Liebe Mitglieder und Freunde des VfU,
der Monat Juni war erneut ein dynamischer Monat für die Etablierung von Sustainable Finance am und durch den Markt – vor allem aber durch weitere Entscheidungen auf Politik- und Regulierungsebene.
Noch am letzten Tag des Monats Mai haben hat die European Securities and Markets Authority (ESMA) ein Briefing veröffentlicht, dass ein einheitliches aufsichtliches Vorgehen bei der Überwachung der Offenlegung und Berücksichtigung von ESG Risiken bei Investment Managern aufstellt. Es kann als To-do-Liste für nationale Aufsichtsbehörden gelesen werden, um Greenwashing im Assetmanagement zu vermeiden.
Weitere Klarheit schaffen die Europäischen Aufsichtsbehörden (ESAs) zu ihren Technischen Regulierungsstandards (RTS) unter der Offenlegungsverordnung (SFDR) und dazu, wie die SFDR anzuwenden ist. Die ESAs halten hier an ihrem bisherigen Konzept für die Erhebung von PAI-Indikatordaten fest, was bedeutet, dass Vermögensverwalter auch die endgültigen Investitionen betrachten müssen und nicht nur die nächste Ebene der Holdingkette. Als Akt, politisches Greenwashing zu vermeiden, kann ebenfalls das Votum des zuständigen Ausschusses des EU-Parlaments gelesen werden, dass Erdgas und Atomkraft nicht als grüne Wirtschaftsaktivitäten in die EU-Taxonomie aufgenommen werden sollen, jedoch stehen die Abstimmungen im Rat und Parlament noch aus.
Und auch hinsichtlich der Vereinheitlichung der Nachhaltigkeitsberichterstattung ging einiges voran. So hat die EU eine vorläufige politische Einigung über die Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD) erzielt, deren Rahmenbedingungen damit so gut wie feststehen. Damit zusammenhängend werden die Details der Inhalte, was genau berichtet werden soll, noch von der damit beauftragten EFRAG ausgearbeitet, deren Entwürfe momentan noch zur Konsultation stehen. Doch nicht nur die EU hat Vorstellungen, wie eine einheitliche Nachhaltigkeitsberichterstattung aussehen sollte. Unter dem Dach der IFRS Foundation entwickelt das International Sustainability Standards Board (ISSB) ebenfalls Standards und es besteht die Möglichkeit und Notwendigkeit, die verschiedenen Rahmenwerke in Einklang zu bringen. Wo die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede der europäischen und der internationalen Vorschläge liegen, wurde auch auf einer Veranstaltung des Deutschen Rechnungslegungs Standards Committee am 21. Juni deutlich, sind dabei durchaus noch einige Punkte abzustimmen, doch der Prozess ist in vollem Gange. Wir haben eine Reihe von Beiträgen, Studien und Argumenten dieses Monats zusammengestellt, die einen aktuellen Überblick über das Thema geben.
Liebe Leserinnen und Leser, die uns bis hierhin gefolgt sind: bleiben Sie dran, an diesem Editorial, denn es ist wirklich viel Berichtenswertes passiert.
Der neue Sustainable Finance Beirat der Bundesregierung hat seine Arbeit im Juni unter der neuen Vorsitzenden Silke Stremlau aufgenommen. Wir verfolgen mit Spannung, welche Schwerpunkte das Gremium setzt.
Alle Jahre wieder gibt das FNG seinen Marktbericht heraus, der Jahr für Jahr dokumentiert, wie das Thema Nachhaltige Geldanlagen sich im deutschsprachigen Raum entwickelt. Erneut weist der Bericht große Wachstumszahlen für Nachhaltige Geldanlagen aus. Der Blick auf internationale Zahlen mit höheren Anteilen an Nachhaltigen Investments zeigt jedoch auch, dass noch viel Potenzial besteht. Für den Fremdkapitalmarkt zeigt sich die zunehmende Reife des Markets auch in den zahlreichen neuen Standards der ICMA, die veröffentlicht wurden.
Auch für das Thema Biodiversität werden weiterhin Standards vorgeschlagen, Tools und Produkte getestet und mit dem TNFD ein Rahmenwerk entwickelt, welches für den Bereich Biodiversität die gleiche globale Bedeutung wie TCFD für Klima bekommen soll und im Juni ein Update veröffentlichte. Einen weiteren Standard wollen wir mit dem Partnership for Biodiversity Accounting Financials (PBAF) zur Lektüre besonders empfehlen, da dieser im Juni ein Update herausgegeben hat, der von Finanzinstituten für die Messung des Impacts von Krediten und Investments mitentwickelt wurde. Was noch fehlt, sind global gültige Ziele für die Biodiversität, die ähnlich greifbar sind wie das 2-Grad-Ziel, die nächste Chance darauf besteht auf den nun in Kanada im Dezember mit zwei Jahren Verspätung stattfindenden finalen Verhandlungen über ein neues Übereinkommen zu Biodiversität.
Unten finden Sie, wie gewohnt, eine Auswahl von aus unserer Sicht relevanten Initiativen, Gesetzen, Veranstaltungen und Publikationen zum Themenbereich Sustainable Finance.
Wir wünschen eine informative und anregende Lektüre!
Ihr Team des VfU – Martin Hillenbrand, Henrik Ohlsen und Patrick Weltin