Newsletter „Sustainable Finance Kompakt“ 01/2023

Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde des VfU,

für Unternehmen beginnt jedes neue Jahr mit neuen Plänen, Ambitionen, Erwartungen aber auch Ungewissheiten, Unwägbarkeiten und Überraschungen.
Zu den Konstanten eines Jahreswechsels gehört jedoch das stets im Januar tagende Weltwirtschaftsforum in Davos, an dem die Staatenlenker*innen und Wirtschaftsführer*innen dieser Welt die Weltlage unter ökonomischen Blickwinkel besprechen. Seit nunmehr 18 Jahren bietet das WEF den Anlass, den Global Risk Reportvorzustellen –  ein Bericht, der einfängt, was am Risikohorizont der Chefetagen führender Unternehmen vorkommt. Regelmäßig nicht finden sich in dem Bericht die Risiken, deren Eintreten den Wirtschaftslauf der folgenden Jahre beeinflusst, z.B. die Subprime Krise, die Pandemie oder die Invasion Russlands in die Ukraine. Doch niemand kann in die Glaskugel schauen.
Deshalb befragt der VfU jedes Jahr im November Sustainable Finance Professionals und andere Expertinnen aus dem Sustainable Finance Ökosystem, welches die ESG Themen sind, die im darauf folgenden Jahr von Finanzinstituten priorisiert werden sollten. Wir freuen uns, ihnen mit dieser ersten Ausgabe des Newsletters den Sustainable Finance Themenradar 2023 des VfU vorstellen zu können. Für die vielen Handlungsfelder und Aufgaben bietet die Plattform des VfU Sustainable Finance Professionals Informationsformate, Übersichten und Werkzeuge für die Identifizierung, Bewertung, Priorisierung und Bearbeitung von Themen im Rahmen eines strategischen Sustainable Finance Managements. 

Auch darüber hinaus haben wir mit dem neu zusammengesetzen Team vieles vor, das unseren Mitgliedern konkrete Lösungen und Orientierung in der sich rasant veränderten ESG-Welt in die Hand gibt. Wir glauben dies durch die verstärkte Anbindung an den wissenschaftlichen Diskurs durch Forschungsprojekte, welche wir gemeinsam mit der Universität Hamburg und der Hochschule für Technik Stuttgart durchführen, noch umfassender leisten zu können. Vor allem soll auch der Netzwerk-Charakter des VfU noch stärker in den Vordergrund rücken, dabei werden Sie über das Jahr verteilt bekannte, aber auch neue Formate kennenlernen. Eine Möglichkeit einen ersten Einblick in den Wissenschaftsdiskurs zu erhalten, bekommen Sie auf der SFCP Kick-off Konferenz am 23. Februar in Berlin, auf der noch ein paar Plätze frei sind, aber wir versichern Ihnen, es wird nicht die letzte Veranstaltung dieser Art sein, zu der wir einladen. Eines der Themen, die eine vertiefte Auseinandersetzung in den nächsten Jahren erfahren wird, ist der Bereich Biodiversität und Naturkapital und die Möglichkeit, diese im Finanzsektor konkret zu beachten. Dies wollen wir ebenfalls mit verschiedenen Kooperationen 2023 verstärkt unterstützen. Kurzum – wir freuen uns auf das ESG-Jahr 2023 und wollen allen Widrigkeiten gemeinsam mit ihnen trotzen.

Im Newsletter finden Sie, wie gewohnt, eine Auswahl an Initiativen, Gesetzen, Veranstaltungen und Publikationen zum ganzen Themenbereich Sustainable Finance, die wir Ihnen gerne zur Aufmerksamkeit bringen.

Ihr VfU Team

Redaktion: Patrick Weltin
Vorwort: Henrik Ohlsen & Patrick Weltin

🚀 AKTIVITÄTEN & INITIATIVEN

Aus der VfU Geschäftsstelle

VfU Themenradar: Der Themenradar 2023 ist veröffentlicht und die Ergebnisse möchten wir hiermit zur Verfügung stellen:

Auch in diesem Jahr bleibt der Handlungsdruck aus Sicht der Sustainable-Finance-Experten im Bereich Sustainable Finance hoch. Die Umstellung von Real- sowie Finanzwirtschaft nimmt immer mehr an Fahrt auf:
Das Spektrum der hoch gewichteten Aufgaben erstreckt sich über die verschiedenen Handlungsfelder, von regulatorischer Compliance über Strategie, Offenlegung, Reportinganforderungen und Risikomanagement bis hin zu Personal. Die regulatorischen Anforderungen geben dabei den Takt vor; die Top 3 bewerteten Aufgaben sind klar regulatorisch motiviert:

  • Die fristgerechte Umsetzung rechtlicher Erfordernisse sehen 59 Prozent der Antwortenden als eine der wichtigsten Aufgaben.
  • 48 Prozent gaben die Nachhaltigkeitsberichterstattung als ebenfalls wichtig an.
  • 41 Prozent die aufsichtsrechtliche Berichterstattung über finanzielle Klima- und ESG-Risiken. 

Es steigt jedoch nicht nur der Handlungsdruck von außen, auch das Ambitionsniveau der Finanzwirtschaft steigt und liegt in der eigenen Einschätzung jenseits der regulatorischen Baseline. Diese nehmen nur noch 36 Prozent der befragten Teilnehmenden aus Finanzunternehmen zum Maßstab. Zu den vollständig ESG integrierten Häusern zählen sich jedoch bisher nur knapp 8 Prozent der Befragten der Finanzwirtschaft. Diese Wahrnehmung des Nachhaltigkeits- Umsetzungsgrades der Finanzwirtschaft bestätigen auch die Stakeholder mit einer durchschnittlichen Bewertung von 4,3 (Skala 1-10).​
 
Der Handlungsdruck und die damit einhergehende Komplexität bedarf einer effektiven Steuerung des Nachhaltigkeitsthemas in Finanzinstituten, um die vielen Einzelmaßnahmen kohärent zu implementieren. In diesem Umfeld bedarf es für die handelnden Personen in Finanzinstituten weiterhin in starkem Maße Übersicht, Orientierung und Kontext, um die richtigen Prioritäten setzen zu können.
 
Das vollständige Dokument inklusive Hintergründe zur Methodik finden Sie hier.

Von VfU Mitgliedern

Neue Mitglieder des VfU
Zu Beginn des Jahres 2023 stößt eine weitere Förderbank als neues Mitglied zu unserem Netzwerk der Sustainable Finance Professionals hinzu:

Herzlich willkommen Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz

Offene Stellenangebote

VfU Wissenschaft

An dieser Stelle wollen wir künftig verstärkt über unsere Projekte mit Wissenschaftsbezug berichten. Neben dem Wissenschaftsbeirat, den wir künftig stärker in VfU Formate einbeziehen wollen, betrifft dies vor allem die beiden vom BMBF geförderten Projekte SFCP und CREATE. Den Auftakt macht am 23. Februar die Kick-off Konferenz zum Begleitvorhaben SFCP des BMBF-Förderschwerpunkts „Klimaschutz und Finanzwirtschaft“, zu der wir herzlich einladen! Sie können sich unter diesem link anmelden

Die Kick-off Konferenz soll den beteiligten Forschungsprojekten die Gelegenheit bieten, Inhalte und Wissenschaftler:innen kennenzulernen, Ideen auszutauschen, Herausforderungen der Forschung zu diskutieren sowie sich mit relevanten Stakeholder:innen zu vernetzen.

Das Projekt CREATE schließlich ist ein gemeinsames Vorhaben des VfU mit der Hochschule für Technik Stuttgart (HfT) und der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zur Frage, welchen Beitrag der Kapitalmarkt zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors im Sinne des Klimaziels von Paris leisten kann. Der VfU ist dabei Praxisparner und wird die Bedürfnisse und Fragen der Finanzwirtschaft mit Blick auf die Transformation des Gebäudesektors in den Blick nehmen. Zu den ersten Veranstaltungen und Umfragen dazu werden wir Sie demnächst einladen.

Das Verbundprojekt„Transition Labels in Climate Finance“ (ClimLabels) hat zum Ziel, zukunftsweisende Perspektiven für Finanzmarktprodukte und Anreize zur Emissionsminderung zu entwickeln. Es unterstützt damit die Entwicklung neuer Labels für Kleinanleger:innen. Gemeinsam mit der Ruhr-Universität Bochum, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und dem Leibniz-Institut für Finanzforschung SAFE und finanziert durch das BMBF untersucht das Verbundprojekt, wie Transition Finance gefördert werden kann. Das dritte Teilprojekt unter der Leitung von Climate & Company analysiert zunächst bestehende Nachhaltigkeitslabels für Finanzprodukte und deren Verwendung von zukunftsorientierten Indikatoren. Anschließend wird die Erklärungskraft zukunftsorientierter Indikatoren empirisch untersucht. Die Ergebnisse können für die Gestaltung von bspw. Aktienfonds oder für die Gestaltung von Offenlegungspflichten genutzt werden. Diese Veröffentlichung ist ein erstes Übersichtspapier, das aus dem ClimLabels-Projekt hervorgegangen ist. Dieses Papier beleuchtet die sich entwickelnde Landschaft der Übergangsfinanzierung mit besonderem Schwerpunkt auf Umweltlabel und dem, was von ihnen gelernt werden kann, um Produkte für die Übergangsfinanzierung zu konstruieren.

🗞️ OFFENE KONSULTATIONEN

🗞️ VERANSTALTUNGEN

VfU Veranstaltung

VfU Partner Veranstaltung

Bisher terminierte Veranstaltungen (weitere folgen demnächst):

Weitere Informationen zu diesen und zukünftigen VfU Veranstaltungen, sowie die Möglichkeit, Veranstaltungen in Ihren Kalender zu importieren, finden Sie unter der entsprechenden Rubrik auf der VfU Homepage.

📚 VERÖFFENTLICHUNGEN

Jüngst erschienen sind folgende relevante Veröffentlichungen. Wichtige Veröffentlichungen finden Sie außerdem in der VfU Mediathek.

Berichterstattung

Der RNE hat eine Kommentierung der finalen Entwurfsfassung der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) veröffentlicht und bringt dabei auch die Erfahrungen aus der Arbeit im Rahmen des Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) ein, der aktuell alsvBerichtsrahmen von mehr als 900 Unternehmen genutzt wird. Der Fokus der Kommentierung liegt auf zentralen konzeptionellen Aspekten des ESRS-Entwurfs, insbesondere auf den Standards ESRS 1 und 2. Hinsichtlich der themenspezifischen Standards nimmt der RNE beim Umgang mit Aspekten der Biodiversität verstärkt Unsicherheiten von Unternehmen wahr. Eine Rückkopplung des aktuellen Entwurfs mit Expert*innen aus dem Bereich der Biodiversität kann demnach aus Sicht des RNE besonders hilfreich sein.

Biodiversität

Diese Publikation vermittelt Erkenntnisse, Herausforderungen und Ressourcen, die Finanzakteure für Biodiversitätsansätze nutzen können. Sie dient auch dazu, die Leser über die grundlegenden Konzepte der biologischen Vielfalt, ihre Wesentlichkeit und das Spektrum an Leitlinien, Messgrößen und Initiativen zu informieren, die gerade entstehen. Durch den Einsatz einer Vielzahl von Instrumenten, von der Geodatenanalyse bis hin zur künstlichen Intelligenz, werden Einblicke in die Daten, Prozesse und Überlegungen gegeben, die hinter der Bilanzierung der Biodiversität stehen. Das Arbeitspapier versucht anhand einer praktischen Anwendung aufzuzeigen, wie Kennzahlen für die Entwicklung eines Fonds von ADM Capital genutzt werden. Der Fonds soll mittelfristige, vorrangig besicherte Kredite an KMU in Indonesien vergeben, die in den Bereichen nachhaltige Landwirtschaft, Agroforstwirtschaft und Aquakultur tätig sind und dabei die Ziele Klima, Lebensunterhalt, Landnutzung und Geschlechtergerechtigkeit berücksichtigen.

In diesem Papier werden eine Reihe von Empfehlungen für Finanzinstitute vorgestellt, damit sie „über die Regulierung hinausgehen“ und ihre Denk- und Handlungsweise in Bezug auf die biologische Vielfalt ändern – unter Berücksichtigung der Vision einer vollständigen Wiederherstellung der Natur bis 2050.

Der WWF hat auf dem Weltwirtschaftsforum ein neues Instrument, den Biodiversitäts-Risikofilter (BRF), für Unternehmen und Finanzinstitute vorgestellt. Die Regierungen der Welt haben im Dezember einen Globalen Rahmen für die biologische Vielfalt verabschiedet und sich verpflichtet, gemeinsam zu handeln und den Verlust der biologischen Vielfalt bis 2030 unverzüglich zu stoppen und umzukehren. Finanzinstitute spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie die Investitionen bereitstellen, die zur Erreichung der Ziele des GBF erforderlich sind. Unternehmen und Investoren fällt es jedoch immer noch schwer, die Auswirkungen und Abhängigkeiten ihrer Aktivitäten auf die Natur zu verstehen. Der GBF ist das erste kostenlose Online-Tool seiner Art, das auf der WWF Risk Filter Suite Plattform zur Verfügung steht. Es soll Unternehmen und Finanzinstitutionen dabei helfen, Risiken im Zusammenhang mit der biologischen Vielfalt in ihren Betrieben, Wertschöpfungsketten und Investitionen zu erkennen und Maßnahmen zu ergreifen. Der in Zusammenarbeit mit Climate & Company erstellte methodische Leitfaden zeigt den Nutzern des Tools, insbesondere Finanzinstituten, wie der Biodiversitäts-Risikofilter auf ein Unternehmensportfolio angewendet werden kann. Dies wird auch durch eine Fallstudie über ein repräsentatives Investorenportfolio veranschaulicht. Weitere Infos sind auf der Website zu finden.

In Frankreich verlangt der Artikel 29 des Energie-Klima-Gesetzes von institutionellen Anlegern, dass sie über den über den Biodiversitäts-Fußabdruck ihrer Finanzierungen berichten und ihre Anlagenportfolios mit internationalen Zielen abstimmen. Der europäische Regulierungsrahmen verlangt ebenfalls immer stärker von Investoren, die Umweltauswirkungen und -abhängigkeiten ihrer Investitionen zu berücksichtigen. Dies erfordert, dass die Risikomodelle um Fragen des Verlusts der biologischen Vielfalt erweitert werden. Der französische SIF und das Iceberg Data Lab haben dieses Handbuch mit dem Ziel erstellt, der Öffentlichkeit und Fachleuten eine informative Darstellung des Wissensstandes und Praktiken zu diesem neuen Thema zu geben, um ihnen zu helfen, die anstehenden Fragen zu verstehen.

Die in dieser Publikation vorgestellte Methodik ist ein erster Schritt, sich stark an den Grundsätzen der Taskforce for nature-related financial Disclosure zu orientieren (TNFD), die ihrem Beta Rahmenwerk dargelegt wurde. Es handelt sich um eine Methodik zur Erstellung von Profilen naturbezogener Risiken, die mit standortspezifischen Geschäftsaktivitäten verbunden sind. Sie unterstützt Unternehmen dabei, auf die TNFD zu reagieren. Es kann sowohl auf offengelegte als auch auf Daten von Drittunternehmen zurückgegriffen werden. Die Methodik beruht auf zwei Kernbausteinen für die Erstellung von Profilen naturbezogener Risiken und Abhängigkeiten von und Auswirkungen auf die Natur. Das Dokument, welches gemeinsam mit S&P Global herausgegeben wurde, soll künftig weiterentwickelt und an das TNFD Rahmenwerk und global gültige Vereinbarungen zu Biodiversität angepasst werden.

ESG-Kredite

CBI berichtet, dass die Emission von grünen, sozialen, nachhaltigen, nachhaltigkeitsgebundenen und Transformationsanleihen (GSS+) ihren Marktanteil trotz eines schwierigen Jahres für die Rentenmärkte, in dem das Volumen von GSS+ zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt im Vergleich zum Vorjahr zurückging, gehalten hat. Für 2023 prognostiziert CBI mehr Invetitionen in Resilienz, eine Ausweitung von öffentlichen Anleihen und eine steigende Bedeutung von Zertifizierungen und Stndards, um Greenwashing zu vermeiden.

Green Bonds

CBI kündigte im Dezember die Einführung einer Reihe neuer Ressourcen für die Stahlindustrie an, um Investoren, Branchenführer und politische Entscheidungsträger bei der Umstellung des Sektors auf eine Netto-Null-Zukunft zu unterstützen. Das Gesamtpaket für die Stahlindustrie enthält Kriterien für glaubwürdige Investitionen und Möglichkeiten für politische Entscheidungsträger, den raschen Übergang der Branche zur Erfüllung der globalen Klimaziele zu erleichtern. Die Kriterien und das Strategiepapier sind jetzt verfügbar. 

Initiativen, Organisationen und Politik

In ihrem aktuellen Bericht geht die BaFin auch auf den Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken ein. Die BaFin will folgende Punkte angehen:

  1. Die BaFin greift zentrale Erwartungen des BaFin-Merkblatts zum Umgang mitNachhaltigkeitsrisiken in der siebten Novelle ihres Rundschreibens„Mindestanforderungen an das Risikomanagement“ (MaRisk) auf und macht siedadurch für Banken verbindlich und prüfungsrelevant.
  2. Die BaFin wird systematisch analysieren, wie Versicherer und Einrichtungen derbetrieblichen Altersversorgung Klimawandelszenarien in den 2022 eingegangenenORSA6-Berichten und Nachhaltigkeitsrisiken in den ERB7-Berichten berücksichtigthaben.
  3. Angesichts der großen Vielfalt und unterschiedlichen Reife von derzeit am Marktverfügbaren ESG-Ratings und -Scores wird die BaFin analysieren, ob die in derFondsindustrie verwendeten ESG-Ratingverfahren nachvollziehbar und schlüssigsind.
  4. Ihre Verwaltungspraxis in puncto Greenwashing wird die BaFin weiter im Sinneeiner größtmöglichen Produkttransparenz verfolgen. Kein deutscher Publikumsfondssoll als „nachhaltig“ gelabelt werden, wenn die Anlagebedingungen nicht denMindestanforderungen der BaFin entsprechen.
  5. Zusätzlich wird die BaFin 2023 in einer Marktuntersuchung analysieren, wieUnternehmen des Finanzsektors die Nachhaltigkeitspräferenzen von Kundenberücksichtigen und wie sie das Produktangebot beeinflussen.

In dem Artikel werden die „Klimaaktionspläne“ der global systemrelevanten Banken (G-SIBs) und die Fortschritte, die sie bei der Umsetzung dieser Pläne machen, analysiert. Die G-SIBs haben diedie Triebkräfte des Klimarisikos und ihre Übertragungskanäle zu Kredit- und anderen Risiken identifiziert. Darüber hinaus haben einige begonnen, diese Risiken zu messen und zu modellieren. Während sich die meisten G-SIBs verpflichtet haben, ihre Emissionen bis Mitte des Jahrhunderts vollständig auszugleichen, beginnen sie erst, die finanzierten Emissionen zu messen, die aus ihren Darlehen und Investitionen resultieren, die den überwiegenden Teil ihrer Emissionen ausmachen. Die G-SIBs haben sich auch dazu verpflichtet die grüne Finanzierung zu erhöhen und haben damit begonnen. Nach Ansicht der Autor*innen trotz Fortschritte der großen Banken bei der Berücksichtigung des Klimawandels noch viel zu tun, um klimabezogene Risiken richtig zu messen und offenzulegen und um die Finanzierungsaktivitäten besser mit den Netto-Null-Zielen in Einklang zu bringen.

Das EU Ecolabel ist ein EU-weites Siegel, das für umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen vergeben wird. Eine Version des Siegels für Finanzprodukte für Privatkunden wurde als Option in Betracht gezogen, um Kleinanlegern zu helfen, fundierte Anlageentscheidungen über die Nachhaltigkeitsmerkmale von Anlageprodukten zu treffen. ESMA testet drei Schlüsselkriterien des Labels anhand einer Stichprobe von 3 000 nachhaltigkeitsorientierten OGAW-Aktienfonds mit einem verwalteten Vermögen von 1 Billion EUR. Unter Verwendung von Portfoliobestände und Proxy-Daten stellen die Autor*innen fest, dass nur 16 Fonds (0,5 % der Stichprobe) die vorgeschlagene Mindestschwelle von 50 % für die Umweltfreundlichkeit des Portfolios und die Ausschlusskriterien erfüllen. Der Artikel veranschaulicht außerdem die Auswirkungen verschiedener Schwellenwerte auf die Anzahl der förderfähigen Fonds und das potenzielle Volumen grüner Finanzierungen, die über Ecolabel-Fonds geleitet werden.

Die EZB-Direktorin Isabel Schnabel hat in ihrer Rede auf einer Konferenz in Stockholm betont, die Geldpolitik müsse noch grüner werden und wesentliche Änderungen vorgeschlagen, die eine „grüne“ Umschichtung des Anleihe-Portfolios vorsehen. Künftig könnte die EZB aktiv Anleihen von nachhaltigen Emittenten kaufen. Außerdem eruierte sie in ihrer Rede die Auswirkungen des aktuellen Marktumfeldes und der Inflation auf grüne Investments. 

Klima & Net Zero

In ihrem Jahresbericht wirft die Denkfabrik Agora Energiewende einen Blick auf das turbulente Jahr 2022 und versucht die Folgen des kurzfristigen Krisenmanagements und die Folgen für die langfristigen Klimazielen zu sortieren. Spannend ist vor allem auch der Ausblick auf 2023.

Die Initiative GFANZ hat einen neuen Bericht veröffentlicht, der Perspektiven der Praxis auf CO2-Messung auf Portflio-Ebene beinhaltet. Aufbauend auf einem früheren Rahmenwerk wurden Implementierungsanleitunge für neun wichtige Entscheidungen, die Praktiker bei der Messung der Angleichung berücksichtigen sollten, entwickelt. Der Bericht wurde in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern und Beratern der GFANZ Arbeitsgruppe zur Messung der Portfolioausrichtung sowie durch eine offene öffentliche Konsultation erstellt.

Staat, Unternehmen und Finanzakteure müssen rund sechs Billionen Euro investieren, damit Deutschland bis 2045 klimaneutral wird. Um dies zu unterstützen, haben der WWF Deutschland und PwC Deutschland praxisnahe Lösungsansätze für die Finanzierung der Transformation entwickelt: Sie sollen einen strukturierten, konstruktiven Dialog zwischen Unternehmen und Finanzinstituten ermöglichen. Im Rahmen des Projektes sind die Werkzeuge im engen Austausch mit 90 Unternehmen aus der Industrie und Finanzwirtschaft entstanden. Eine „Toolbox“ steht kostenfrei zur Verfügung und enthält eine Transformationsindikatorik, Leitfädenfür das Engagement bei Unternehmen und das webbasierte Transformationstoolsowie der begleitende Praxisleitfaden. „Pathways to Paris“ wird sich in den nächsten Schritten auf die Fragestellung konzentrieren, wie eine geeignete Dateninfrastruktur aussieht, die alle Akteure mit entscheidungsrelevanten Informationen versorgt.

Klimarisiken

Die Europäische Zentralbank (EZB) gab heute die Veröffentlichung einer Reihe neuer statistischer Indikatoren bekannt, die dazu beitragen sollen, klimabezogene Risiken im Finanzsektor zu analysieren und die Fortschritte des Marktes für nachhaltige Finanzen zu verfolgen. Die neuen Datensätze decken drei Bereiche ab, darunter nachhaltige Finanzen, finanzierte Emissionen und die Auswirkungen physischer Klimarisiken auf Kredit- und Wertpapierportfolios. Nach Angaben der EZB zeigen die Daten des Indikators, dass das Volumen nachhaltiger und grüner Anleihen deutlich schneller gewachsen ist als der breitere Anleihemarkt und sich in den letzten zwei Jahren im Euroraum verdoppelt hat. Die EZB erklärte, dass sie mit den Zentralbanken zusammenarbeiten wird, um die verwendeten Daten und Methoden zu verbessern, wobei neue Datenquellen aus EU-Initiativen zur Offenlegung die Initiative unterstützen sollen.

Der aktuelle jährliche globale Risikobericht spiegelt die Unsicherheit wider, die durch den Angriff Russlands auf die Ukraine, die folgende Energiekrise und Inflation im vergangenen Jahr ausgelöst wurde. Bei den langfristigen Risiken relativiert sich dies jedoch wieder und Klimakrise, Extremwetterereignisse und der Verlust der Biodiversität sind auf den ersten 4 Plätzen. Tatsächlich lässt der Bericht über weite Strecken naturgemäß nur wenig positive Schlüsse zu – dennoch betont er, dass es immer noch ein Zeitfenster gibt, um eine sicherere Zukunft durch eine effektivere Vorbereitung zu gestalten. Durch mehr Vertrauen in multilaterale Prozesse werden wir gemeinsam besser in der Lage sein, neu auftretende grenzüberschreitende Krisen zu verhindern und darauf zu reagieren, und die Leitplanken stärken, die wir zur Bewältigung etablierter Risiken aufgestellt haben. Darüber hinaus kann die Nutzung der Interkonnektivität zwischen globalen Risiken die Wirkung von Maßnahmen zur Risikominderung verstärken. Die Festigung der Widerstandsfähigkeit in einem Bereich kann einen Multiplikatoreffekt auf die allgemeine Bereitschaft für andere damit verbundene Risiken haben. Investitionen in die Widerstandsfähigkeit müssen sich laut dem Bericht auf Lösungen konzentrieren, die sich mit mehreren Risiken befassen, wie etwa die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen, die mit einem Nebennutzen für den Klimaschutz einhergehen, oder Investitionen in Bereiche, die das Humankapital und die Entwicklung stärken.

Produkte & Leitlinien

In einer zum 3. Mal durchgeführten Umfrage zu Sustainable Finance bei Bankund*innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz stufen das Thema rund 48 Prozent der Deutschen, 55 Prozent der Österreicher und 61 Prozent der Schweizer als wichtig ein. Dennoch gelten Sicherheit, Rendite und Kosten unverändert beim Kauf von Anleihen, Aktien und Fonds als die entscheidenen Kriterien bei einer Geldanlage  – das Stichwort Nachhaltigkeit wird hingegen nur für vier Prozent der Deutschen und Österreicher sowie für fünf Prozent der Schweizer als wichtigstes Kriterium angegeben. Dies kann laut BearingPoint unter anderem mit dem hohen Informationsdefizit begründet liegen. Über die Hälfte der Kund*innen  von Banken weiß laut der Umfrage aktuell nicht, ob ihre Hausbank ökologisch nachhaltige Produkte im Portfolio hat. Darüber hinaus ist dem Großteil der Befragten (93 Prozent der Deutschen, 92 Prozent der Österreicher*innen und 89 Prozent der Schweizer*innen) das Nachhaltigkeitsrating der eigenen Bank völlig unbekannt. Dieses Ergebnis ist ähnlich hoch wie 2021. Mit dem Informationsdefizit einher geht eine geringe Bereitschaft, sich auf nachhaltige Anlageformen einzulassen. 

Social Issues

  • EU (Januar 2023): Finanzdienstleistungen von EU-Lieferkettengesetz weiter in der Diskussion

Nachdem die Nationalstaaten im vergangenen Jahr noch den Finanzsektor aus dem EU-Lieferkettengesetz ausnehmen wollten, will die EU-Kommission diesen weiterhin einbeziehen. „Wir wollen, dass der Finanzsektor in den Geltungsbereich der Richtlinie einbezogen wird“, sagte Kommissar Reynders gegenüber EURACTIV. Mitte Januar stimmten außerdem mehrere Parlamentsausschüsse, darunter der Wirtschaftsausschuss (ECON), für die Aufnahme verbindlicher Sorgfaltspflichten für den Finanzsektor. Die Stellungnahmen der Ausschüsse werden in die endgültige Parlamentsposition zum Gesetz im Mai 2023 einfließen.

Sustainable Finance

Ziel des Sustainability Transformation Monitor (STM) ist es, die Nachhaltigkeitstransformation der Wirtschaft evidenzbasiert abzubilden und den Status-Quo und die Treiber und Hemmnisse zu erheben. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem effektiven Zusammenwirken von Real- und Finanzwirtschaft in der Transformation hin zu nachhaltigeren und damit widerstandsfähigeren Wirtschaftsstrukturen. Der STM geht bspw. folgenden Fragen nach: Wie ist es um die Formulierung verbindlicher Transformationspfade und die Verfügbarkeit sowie Standardisierung der notwendigen Informationen und Datenpunkte zur Messung ihrer Verfolgung bestellt? Unterstützen die neuen Berichterstattungspflichten dabei, privates und öffentliches Kapital in nachhaltigere Projekte und Geschäftsmodelle zu lenken? Zeigen Klassifikationsinstrumente, Transparenzpflichten und Standardisierung in den nächsten Jahren die angestrebte Transformationswirkung?

Umfangreiche private Investitionen sind nötig, um Produktionsweisen und Geschäftsmodelle zukunftsfähig zu machen und von den Chancen der anstehenden Klimatransformation zu profitieren. Die Finanzwirtschaft stellt die Finanzierung füreinen großen Teil der notwendigen Investitionen bereit und bepreist die dabei möglichen Risiken. Eine Lenkung von Finanzströmen in nachhaltige Investitionen in der Breite wird jedoch nur dann gelingen, wenn sich die relativen Preise in derRealwirtschaft signifikant verändern. Dafür braucht es laut den Autor*innen des Papers der KfW einen ambitionierten CO2Preis. Bis dieser erfolgreich für alle Branchen in Kraft ist, kann der Finanzmarkt eine wichtige Rolle spielen. Dabei solle sich jedoch der Fokus von einer engen Unterscheidung zwischen „grünen“ und „braunen“ Vermögenswerten wegbewegen. Vielmehr brauche es ein ganzheitlichesRahmenwerk, das klimafreundliche Innovationen in heute emissionsintensivenSektoren ermögliche und langristig grundsätzlich nachhaltige Finanzströme den Weg ebne. Wichtige Erfolgsfaktoren dafür sind eine hohe Transparenz über die Klimawirkung von Investitionsvorhaben, Kohärenz und Handhabbarkeitbeit nachhaltigkeitsrelevanter Regelwerker, ein starker Kapitalmarkt sowie eine effektiveFörderinfrastruktur.

In dem Paper analysiert der Autor die Diskrepanz zwischen positiven Behauptungen zur Nachhaltigkeitsleistung und den organisatorischen Ressourcen und Kapazitäten von Unternehmen. Diese Diskrepanzen können dem Paper zufolge leicht zu „Greenwashing“ oder „Carbonwashing“ führen, d. h. zu Praktiken, bei denen Produkte oder Dienstleistungen als „grün“, „nachhaltig“, „kohlenstoffneutral“, „netto null“ oder „naturpositiv“ vermarktet werden, obwohl sie nicht den grundlegenden Umwelt-, Klima- oder Nachhaltigkeitsstandards entsprechen. Kompetenz-Greenwashing ist das professionelle Äquivalent zu ESG-Fähigkeiten, das sich auf übertriebene Behauptungen von Umweltkompetenz oder nicht-finanzieller Nachhaltigkeitsexpertise bezieht, ohne dass wesentliche oder glaubwürdige Ausbildungs- oder Berufsnachweise vorliegen. Als ein Grund für diese Entwicklung nennt der Autor das Wachstums in den Bereichen nachhaltige Finanzen und ESG-Investitionen, zu dessen Wachstum parallel Greenwashing und Kompetenz-Greenwashing zugenommen haben.

Im Jahresrückblick der Beratung McKinsey wird Sustainable Finance als einer der großen Trends, aber vor allem als große Chance bewertet, die den Bankenmarkt prägt. Im zweiten Kapitel des Berichts werden Belege dafür untersucht, dass die nachhaltige Finanzierung in eine „nächste Ära“ eintritt, da die anfängliche Welle der Finanzierung für erneuerbare Energien einer tieferen Auseinandersetzung mit Bankkunden in allen Sektoren mündet. Dazu werden verschiedene Daten und Fakten in den Kontext der aktuellen und möglichen Enwtciklung gestellt und konkrete Ansatzpunkte zum Handeln aufgezeigt.

Taxonomie

Nach 2021 hat PwC erneut Unternehmen aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden und der Schweiz zur nicht finanziellen Berichterstattung befragt. Ein Kernergebnis der Befragung der Unternehmen lautet: Offenbar erzielt die EU-Taxonomie die beabsichtigte Wirkung und motiviert Unternehmen dazu, nachhaltiger zu wirtschaften. Für 36 Prozent der Unternehmen ist die EU Taxonomie Treiber einer Transformation. Knapp die Hälfte der Unternehmen (48 Prozent) hat bereits mit der Konformitätsberichterstattung begonnen.

  • WWF et.al (Januar 2023): Observatory Against Greenwashing (OAG): Greenwashed.net

Der WWF hat gemeinsam mit anderen NGOs eine Website gestartet, die sich zum Ziel setzt, eine wissenschaftsbasierte Taxonomie von umweltfreundlichen Aktivitäten bereitzustellen. Nach Angaben der Betreiber entstand das Projekt aufgrund des Versagens der EU-Institutionen, eine wissenschaftlich fundierte Taxonomie für ökologisch nachhaltige Aktivitäten zu erstellen. Die Website enthält eine „wissenschaftlich fundierte Taxonomie“, mit der Kriterien der offiziellen Taxonomie (mit einem grünen/gelben/roten Farbcode) bewertet und – wo möglich – alternative Kriterien angegeben werden. Die ‚wissenschaftlich fundierte Taxonomie‘ soll Unternehmen und Investoren eine wissenschaftlich fundierte, lobbyfreie Bewertung der ökologischen Nachhaltigkeit bieten. Momentan sucht das Projekt nach Experten.

Versicherung

Bei Sachversicherungen spielt das Thema Nachhaltigkeit bereits eine ähnlich wichtige Rolle wie in der Geldanlage. Doch wie denken deutsche Versicherungsmakler über diese Produkte? Das zeigt eine Umfrage unter 200 unabhängigen Vermittlern, deren Ergebnisse die Onine-Zeitschrift in 5 Grafiken zeigt. Ein Viertel der Makler gibt an, häufig nachhaltige Anlageprodukte oder Versicherungsprodukte zu vertreibem, knapp die Hälfte der Befragten gab jedoch auch an dies selten zu tun und ca. ein Drittel nie.

Dieser Bericht befasst sich mit der Frage, wie Versicherer ESG voranbringen können. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Klima, da dies derzeit die größten Auswirkungen auf Strategie und das Geschäftsmodell hat. Aber der Bericht deckt auch andere Umweltziele ab, die einen erheblichen strategischen Einfluss haben könnten, wie Biodiversität und die Kreislaufwirtschaft, sowie einige der wichtigsten sozialen und Governance-Prioritäten. In Anbetracht der Komplexität von ESG versucht der Report, die strategischen Überlegungen und operative Umstrukturierung in überschaubare Komponenten zu unterteilen. Der Bericht skizziert die wichtigsten Regulierungen und zeigt auf, was diese Entwicklungen für die Grundlagen der Produktgestaltung, des Underwritings und der
Vermögensverwaltung bedeuten. Darüber hinaus wird analysiert, was dies für die Bereiche Risiko, Reporting und Steuern und das Datenmanagement bedeutet.

 

In eigener Sache
Zum Schluss nochmal die Bitte um Feedback und Anregungen zu unserem Newsletter sowie um Hinweise und Meldungen aus Ihren Häusern für die nächsten Newsletter . Diese können Sie uns gerne jederzeit zusenden, an: info@vfu.de

Frühere Ausgaben unseres Newsletters finden Sie im Newsletter-Archiv.

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