Liebe Mitglieder und Freund*innen des VfU,
der nachhaltige Wandel der Wirtschaft unter der Dekarbonisierung und hin zu Kreislaufwirtschaft erfordert ein Umdenken auf allen Ebenen der Gesellschaft (Wirtschaft, Technik, Politik, soziales Miteinander). Innovationen, die diesen Wandel beschleunigen, kommen oft auch aus dem Bereich der angewandten Forschung und Grundlagenforschung. In diesem Sinne hat diese Newsletter das Thema Sustainable Finance Forschung zum Schwerpunkt.
Seit einigen Jahren hat sich hierzu in Deutschland die Wissenschaftsplattform Sustainable Finance etabliert, in der sich Forschende aus dem wirtschaftswissenschaftlichen akademischen Bereich wichtigen Sustainable Finance Fragen widmen. Seit letztem Jahr hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Fördermaßnahme Klimaschutz und Finanzwrtschaft (KlimFi) ins Leben gerufen, um den Aufbau einer interdisziplinären wissenschaftlichen Community im Kontext Finanzwirtschaft und Klimaschutz zu fördern.
In diesem Sinne hat der VfU gemeinsam mit der Universität Hamburg (UHH) den Auftrag erhalten, im Rahmen des vom BMBF geförderten Projektes Sustainable Finance and Climate Protection (SFCP), neueste wissenschaftliche Erkenntnisse zu Sustainbale Finance mit Praxisrelevanz an unsere Mitglieder und weitere Stakeholder zu vermitteln. Mit der Kick-off Konferenz am 23. Februar in Berlin ist das Projekt öffentlichkeitswirksam und erfolgreich gestartet. Gezielte Formate für einzelne Stakeholdergruppen, in denen die Projekte en Detail vorgestellt werden und vor allem das Feedback aus der Finanzpraxis, der Aufsicht und der Zivilgesellschaft eingeholt werden soll, sind momentan in der Terminierung und werden natürlich rechtzeitig an Sie kommuniziert.
Recht herzlich einladen wollen wir unsere Vereinsmitglieder auch zu unserer jährlichen VfU Mitgliederversammlung am Dienstag, den 04.04.2023 von 13:00-15:00 Uhr. Wir bitten um eine Anmeldung über eine E-Mail an anmeldung@vfu.de bis zum 27.03 und freuen uns auf Ihre Teilnahme.
Im Newsletter finden Sie, wie gewohnt, eine Auswahl an Initiativen, Gesetzen, Veranstaltungen und Publikationen zum ganzen Themenbereich Sustainable Finance, die wir Ihnen gerne zur Aufmerksamkeit bringen.
Ihr VfU Team
Vorwort und Redaktion: Patrick Weltin
🚀 AKTIVITÄTEN & INITIATIVEN
Aus der VfU Geschäftsstelle
Neue Mitarbeiterin VfU Geschäftsstelle – Susanne Heps
Seit Februar 2023 unterstützt Susanne Heps als Office Managerin die VfU Geschäftsstelle. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Verwaltung der organisatorischen Prozesse, dem Veranstaltungsmanagement und dem Content-Management. In ihrer letzten Funktion als Vorstandsassistenz war sie sechs Jahre in einer Unternehmensberatung innerhalb des Finanzsektors tätig.
Von VfU Mitgliedern
- Deutsche Bank (Februar 2023): Deutsche Bank und WWF vereinbaren Zusammenarbeit
Die Privatkundenbank Deutschland der Deutschen Bank und der WWF Deutschland haben eine Vereinbarung über eine zunächst auf zwei Jahre angelegte Beratung unterzeichnet. Die Bank und die NGO werden in den kommenden Monaten zusammenarbeiten, um den Bereich „Sustainable Finance“ in der Privatkundenbank Deutschland weiter voranzutreiben und damit zur Nachhaltigkeitsstrategie der Deutschen Bank beizutragen. Möglicherweise spielt die Kooperation und die Erwartungen daran auch eine Rolle auf dem Nachhaltigkeitstag der Bank am 02. März 2023.
- Deutsche Kreditbank AG (DKB): Deutsche Kreditbank AG (DKB) ernennt Dr. Andreas Gruber zum Chief Sustainabilty Officer
Dr. Andreas Gruber ist mit sofortiger Wirkung zum Chief Sustainability Officer (CSO) der DKB ernannt worden. Damit schafft die Direktbank aus Berlin eine zentrale Funktion für die strategische Bündelung des Themas Nachhaltigkeit nach innen und ein sichtbares Expertenprofil in Hinblick auf den Dialog mit u.a. Politik, Aufsicht, Kunden, Verbänden und NGOs nach außen. Die neue Funktion soll dazu beitragen, das Thema ESG noch tiefer in den Wertschöpfungsprozessen der Bank zu verankern und die vielseitigen Entwicklungen zum Thema Sustainable Finance im Marktumfeld zu beobachten und strategisch zu bewerten.
- Neue Mitglieder des VfU
Unser Netzwerk der Sustainable Finance Professionals vergrößert sich um eine weiteres Mitglied aus der S-Finanzgruppe.Herzlich willkommen Sparkassenverband Bayern .
Offene Stellenangebote
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- Aareal Bank: Junior Manager ESG (w/m/d)
- Deutsche Bank: Sustainability Strategist (m/w/d) im Bereich Chief Sustainability Office [Rolle: Strategic Development Specialist]
- Deutsche Bank: Group Sustainability – Environmental and Social Due Diligence & Sustainable Finance Manager (m/f/x)
- Deutsche Bank: ESG Rating Manager im Bereich Group Sustainability (m/w/d)
VfU Wissenschaft
An dieser Stelle wollen wir künftig verstärkt über unsere Projekte mit Wissenschaftsbezug berichten. Die wissenschaftliche Fundierung von nachhaltigen Lösungen im Finanzgeschäft und der Austausch Wissenschaft – Praxis bei der Weiterentwicklung finanzwirtschaftlicher nachhaltiger Managementprozesse, spielt für den VfU seit seiner Gründung 1997 eine große Rolle. Die Schnittstelle Wissenschaft – Praxis wurde lange Zeit durch den inzwischen emeritierten Gründer des VfU und Umweltökonom Prof. Dr. Bernd Wagner verkörpert und vorangetrieben. Inzwischen inspiriert seit 2016 der wissenschaftliche Beirat beim VfU die Arbeit im Netzwerk. Hier sind nun neue Projekte der Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats unter Beteiligung des VfU an den Start gegangen:
SFCP & KlimFi
Zu nennen sind hier vor allem die vom BMBF geförderten „KlimFi“-Projekte SFCP und CREATE, an denen der VfU beteiligt ist. Den Auftakt machte am 23. und 24. Februar dieKick-off Konferenz zum Begleitvorhaben SFCP der BMBF-Fördermaßnahme „Klimaschutz und Finanzwirtschaft“.
Die Kick-off Konferenz bot den beteiligten Forschungsprojekten die Gelegenheit, Inhalte und Wissenschaftler:innen kennenzulernen, Ideen auszutauschen, Herausforderungen der Forschung zu diskutieren sowie sich mit relevanten Stakeholder:innen zu vernetzen. Mit einem Grußwort von Dr. Karsten Hess, Referatsleiter „Globaler Wandel; Klimaforschung“ im BMBF, begann die von Prof. Dr. Alexander Bassen (UHH) moderierte Veranstaltung, auf der sich am 23.02. alle geförderten Forschungsprojekte vorstellten. Das Forschungsinteresse der Projekte reicht von Nachhaltigkeitsberichterstattung bei KMUsüber Szenarioanalysen und deren Nutzen auf Unternehmensebene bis zu Wirkungszusammenhängen nachhaltiger Geldanlagen. Zu Erwartungen an die BMBF-Fördermaßnahme KlimFi diskutierten auf dem Panel mit Prof. Dr. Timo Busch (Universität Hamburg/Moderation) Mitglieder des SFCP-Beirats, Georg Lanfermann (DRSC – Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee), Dr. Klaus Krummrich (Deutscher Sparkassen- und Giroverband), Silke Stremlau (Vorsitzende Sustainable Finance Beirat), Prof. Dr. Thomas Dietz (Deutsche Bundesbank) und Matthias Kopp (WWF Deutschland). Zum Abschluss gab Prof. Dr. Elmar Kriegler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) in seinem Vortrag einen Überblick zu „globalen Klimaschutzszenarien, Investitionsbedarf und Implikationen für Regierungen und Finanzmärkte“, der die Bedeutung der einzelnen KlimFi-Forschungsprojekte aus naturwissenschaftlicher und globaler Ebene hervorhob.
Wir danken im Namen des ganzen SFCP-Teams allen ca. 120 Teilnehmer:innen für die aktive Teilnahme und hoffen, dass Sie sich in künftigen Formaten weiter vernetzen und austauschen!
Alle Informationen rund um das Projekte finden Sie auf der SFCP-Website, auf der Sie auch Informationen zu künftigen Veranstaltungen finden. Wir freuen uns außerdem, wenn Sie mit uns über LinkedIn in Interaktion treten und sich mit Forschenden und Stakeholder:innen vernetzen.
- KlimFi-Projekt ClimLabels: Climate & Company (Februar 2023): Investor Impact in Transition Finance: Learning from Ecolabels
Das Verbundprojekt„Transition Labels in Climate Finance“ (ClimLabels) hat zum Ziel, zukunftsweisende Perspektiven für Finanzmarktprodukte und Anreize zur Emissionsminderung zu entwickeln. Es unterstützt damit die Entwicklung neuer Labels für Kleinanleger:innen. Gemeinsam mit der Ruhr-Universität Bochum, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und dem Leibniz-Institut für Finanzforschung SAFE und finanziert durch das BMBF untersucht das Verbundprojekt, wie Transition Finance gefördert werden kann. Das dritte Teilprojekt unter der Leitung von Climate & Company analysiert zunächst bestehende Nachhaltigkeitslabels für Finanzprodukte und deren Verwendung von zukunftsorientierten Indikatoren. Anschließend wird die Erklärungskraft zukunftsorientierter Indikatoren empirisch untersucht. Die Ergebnisse können für die Gestaltung von bspw. Aktienfonds oder für die Gestaltung von Offenlegungspflichten genutzt werden. Diese Veröffentlichung ist ein erstes Übersichtspapier, das aus dem ClimLabels-Projekt hervorgegangen ist. Dieses Papier beleuchtet die sich entwickelnde Landschaft der Übergangsfinanzierung mit besonderem Schwerpunkt auf Umweltlabel und dem, was von ihnen gelernt werden kann, um Produkte für die Übergangsfinanzierung zu konstruieren.
Aus dem Wissenschaftsbeirat
- FAZ: Klaus Gabriel, Roland Kölsch, Timo Busch, Marco Wilkens, Matthias Stapelfeldt (Februar 2023): Kritik an nachhaltigen Geldanlagen: Ja, aber richtig!
In einem Gastbeitrag in der FAZ heben die Autoren die Funktion nachhaltiger Geldanlagen hervor: Ziel ist die Finanzierung der Transformation der Wirtschaft. In diesem Zusammenhang kritisieren sie eine oft verkürzte Darstellung nachhaltiger Geldanlagen in den Medien, der die Vielzahl an Produkten, Instrumenten und jeweiligen Zielen ausblendet. Die Autoren plädieren deswegen für eine sachorientiertere und konstruktivere Debatte von allen Beteiligten, um das Ziel einer nachhaltigen Ausrichtung von Geldanlagen voranzubringen.
🗞️ VERANSTALTUNGEN
VfU Veranstaltung
Bisher terminierte Veranstaltungen (weitere folgen demnächst):
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- 27.03.2023 | Call | Forum Real Estate: FAQs zur EU Taxonomie: Mehr Klarheit für die praktische Umsetzung? | nur für VfU Mitglieder
- 29.03.2023 | Call | Kennzahlen Sprechstunde März |
- 29.03.2023 | Call | Regulatorik Aktuell | nur für VfU Mitglieder
- 04.04.2023 | Call | VfU Mitgliederversammlung | nur für VfU Mitglieder
VfU Partner Veranstaltung
Bisher terminierte Veranstaltungen (weitere folgen demnächst):
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- 16.03.2023 | Konferenz | 6. FutureCamp Frühjahrstagung: Schwerpunkt nachhaltige Transformation | München
- 20.03.2023 | Kompaktstudium | Sustainable & Responsible Investments | EBS | Vergünstigt für VfU Mitglieder
- 20.04.2023, 14.09.2023 | Zertifikatslehrgang | Certified Sustainable Finance Professional | VÖB Services
- 24.04.2023 | Kompaktstudium | ESG Performance Management | EBS | Vergünstigt für VfU Mitglieder
- 08.05.2023 | Kompaktstudium | Impact Investing | EBS | Vergünstigt für VfU Mitglieder
- 16. & 17.05.2023 | Konferenz | Green Finance Konferenz Wissenschaft und Praxis| DACHLILU-Umweltämter
- 16-17.06.2023 und 12-14.10.2023 | Lehrgang | Geld und Ethik | Geld und Ethik Akademie
- 13.09.2023 | Konferenz | 16. Jahreskonferenz Nachhaltige Geldanlagen 2023 @FrankfurtSchool | Frankfurt am Main und virtuell
- On Demand | Videoseminar | ESG für Finanzberater zur Aufrechterhaltung der Sachkunde | DVFA | Vergünstigt für VfU Mitglieder
- On Demand | Videoseminar | Certified Environemental, Social and Governance Analyst – CESGA® (EN) | DVFA
Weitere Informationen zu diesen und zukünftigen VfU Veranstaltungen, sowie die Möglichkeit, Veranstaltungen in Ihren Kalender zu importieren, finden Sie unter der entsprechenden Rubrik auf der VfU Homepage.
📚 VERÖFFENTLICHUNGEN
Jüngst erschienen sind folgende relevante Veröffentlichungen. Wichtige Veröffentlichungen finden Sie außerdem in der VfU Mediathek.
Berichterstattung
- Deutscher Nachhaltigkeitskodex (DNK) (Februar 2023): Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
Der DNK hat auf seiner Website einen Abgleich zwischen dem DNK Kodex und dessen Berichtspflichten und des kommenden europäischen Nachhaltigkeitsberichterstattungsstandards vorgenommen. Übersichtlich ist dargestellt welche Neuerungen auf Berichtspflichige zukommen und welche bereits zuvor in den DNK integriert waren.
Biodiversität
- Finance for Biodiversity Pledge (Februar 2023): Financial Institutions aks TNFD to provide more guidance in their framework
Die Mitglieder der Finance for Biodiversity (FfB) Foundation haben ein kollektives Feedback zur Konsultation zum TNFD-Rahmenwerk v0.3 abgegeben, das von einer speziellen Untergruppe der Arbeitsgruppe für Folgenabschätzung der FfB Foundation geleitet wurde. In dem Beitrag werden die wichtigsten Punkte zusammenfassend dargestellt.
- Nature Finance (März 2023): The Future of Biodiversity Credit Markets. Governing High-Performance Biodiversity Credit Markets
Dieses Konsultationspapier enthält sowohl einen Rahmen für die Märkte für Biodiversitätskredite als auch praktische Vorschläge für diese Märkte, um die Finanzierung und die Anreize zu schaffen, die Unternehmen und Volkswirtschaften benötigen, um sich besser an den Globalen Biodiversitätsrahmen und das Pariser Abkommen anzupassen. Im Papier wird eine Taxonomie der Märkte für Biodiversitätsgutschriften vorgeschlagen, als philanthropische Ansprüche/Zertifikate, regulatorische (vorgeschriebene) Offsets, biodiversitätsgebundene Kohlenstoff-Offsets, In-Setting-Credits, Biodiversitäts-Offsets und Biodiversitäts-Finanzanlagen.
ESG-Kredite
- LMA, LSTA, APLMA (Februar 2023): Aktuelle Versionen von Green Loan Leitlinien
Im Februar veröffentlichten die Loan Market Association (LMA), die Loan Syndications & Trading Association (LSTA) und die Asia Pacific Loan Market Association (APLMA) aktualisierte Versionen der Green Loan Principles and Guidance, Social Loan Principles and Guidance und Sustainability-Linked Loan Principles and Guidance. Die Aktualisierung der Grundsätze spiegelt die jüngsten Marktentwicklungen auf den globalen Märkten für nachhaltige Finanzierungen wider.
Green Bonds
- S&P Global – Sustainability Insights | Research (Februar 2023): Sustainable Bond Issuance Will Retutn To Growth In 2023
Das Team von S&P geht davon aus, dass die weltweiten nachhaltigen Emissionen im Jahr 2023 wieder wachsen und USD 900 Milliarden bis USD 1 Billion erreichen werden und sich damit dem Rekordwert von 1,06 Billionen Dollar im Jahr 2021 annähern. Drei Faktoren könnten das Wachstum antreiben oder bremsen. Im Großen und Ganzen handelt es sich dabei um politische Initiativen, das Niveau der
Investitionen in Klimaanpassung und Widerstandsfähigkeit sowie die Fähigkeit der Emittenten, Bedenken hinsichtlich der Glaubwürdigkeit bestimmter Arten von Anleihen auszuräumen.
Initiativen, Organisationen und Politik
- BaFin (Februar 2023): Wie viele Mohnblumen sehen Sie? Risikomanagement zwischen Genauigkeit und Unsicherheit am Beispiel Nachhaltigkeit
Ein Beitrag auf der BaFin-Seite baut auf einem Vortrag von Dr. Rainer Sachs auf, den dieser auf der Sustainable-Finance-Konferenz der BaFin 2022 gehalten hat. Bei den ESG-Rsiken gilt: Wie auch bei anderen sich dynamisch entwickelnden Risiken, reicht das konventionelle Risikomanagement nicht aus. Die Risiken, denen sich die Gesellschaft und damit auch die Finanzindustrie heute gegenübersehen, entwickeln sich zu dynamisch und sind zu komplex. Doch es gibt alternative Ansätze und Methoden, um auch mit Unsicherheit und Ungewissheit besser umgehen zu können.
- Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) (Februar 2023): Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlage in der evangelischen Kirche
Der Arbeitskreis Kirchlicher Investoren (AKI) in der evangelischen Kirche in Deutschland hat seinen Leitfaden für ethisch-nachhaltige Geldanlage aktualisiert und in einigen Punkten verschärft. Er gilt seit über 10 Jahren als relevanter Orientierungsmaßstab für kirchliche Investoren und kirchennahe Institutionen und darüber hinaus. Neben einer Auseinandersetzung mit den Folgen aus der EU-Gesetzgebung für Sustainable Finance setzt sich der Leitfaden vor allem auch mit Kriterien für die Rüstungsindustrie, Immobilien und aktuellen Entwicklungen zu Klima und Biodiversität auseinander.
- ESMA (Februar 2023): Trends, Risks and Vulnerabilities (TRV) Report
In ihrem aktuellen Risikobericht sieht die ESMA im Bereich Sustainable Finance vor allem Netto-Null-Zusagen und generell den Bereich Greenwashing als wichtiges Thema mit Hinblick auf Risiken an. Trotzdem wuchsen die ESG-Märkte weiter, wobei sich dieser Trend als widerstandsfähig gegenüber breiteren Marktentwicklungen erwies.
- EU (Februar 2023): EU-Label für Europäische Green Bonds
Ein neues EU-Label für Europäische grüne Anleihen soll Anlegern künftig bei ihren Investitionsentscheidungen helfen. Die EU-Staaten und das Parlament einigten sich auf das neue Siegel, das sich auf die EU-Taxonomie bezieht für die Bereiche, für die bereits Taxonomie-Standards entwickelt wurden. Für die Herausgeber der Anleihen soll es demnach einfacher werden, nachzuweisen, dass sie grüne und klimafreundliche Projekte finanzieren. Spannend ist auch, dass ein Aufsichtsrahmen für externe Prüfer der grünen Anleihen aufgesetzt wird.
Klima & Net Zero
- Carbon Market Watch (Februar 2023): Corporate Climate Responsibility Monitor 2023: Assessing the Transparency and Integrity of Companies‘ Emission Reduction and Net-Zero Target
Die meisten großen Unternehmen haben inzwischen öffentliche Klimastrategien und -ziele, von denen viele Zusagen enthalten, die ihren Beitrag zur globalen Erwärmung deutlich zu reduzieren oder sogar zu eliminieren scheinen. Die rasche Beschleunigung der Klimazusagen von Unternehmen in Verbindung mit der Fragmentierung der Ansätze bedeutet, dass es schwieriger denn je ist, zwischen echter Klimapolitik und unbegründetem Greenwashing zu unterscheiden. Hinzu kommt ein allgemeiner Mangel an regulatorischer Überwachung auf internationaler, nationaler und sektoraler Ebene. Die Identifizierung und Förderung echter Klimavorreiterschaft und deren Unterscheidung von Greenwashing ist eine zentrale Herausforderung, die, wenn sie angegangen wird, das Potenzial hat, mehr Ambitionen zur Eindämmung des globalen Klimawandels freizusetzen. Der 2023 Corporate Climate Responsibility Monitor bewertet die Klimastrategien von 24 großen globalen Unternehmen und analysiert kritisch, inwieweit sie unternehmerische Klimavorreiterschaft zeigen.
- Hamburg Climate Futures Outlook (Februar 2023): The plausability of a 1.5°C limit to global warming. Social drivers and physical processes.
Für den jährlichen Hamburger Klimazukunftsausblick unternehmen die Forscher erstmals den systematischen Versuch, systematisch zu bewerten, welche Klimazukünfte plausibel sind, indem sie multidisziplinäre Plausibilitätsbewertungen durchführen. Nach Angaben der Wissenschaftler*innen ist eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celcius momentan nicht plausibel. Bedeutender als die reine Botschaft, die als demotivierend wahrgenommen werden könnte, sind sicherlich die Hebel und Instrumente, die momentan dagegen sprechen, dass dieses Ziel erreicht wird. Es sind eben nicht physikalische Gründe, die das Erreichen der Pariser Klimaziele verhindern könnten, sondern vor allem politische und gesellschaftliche Blockaden, wie das Verhalten von Konsument*innen und Unternehmen. Auf diese Hebel könnte sich konzentriert werden, um noch eine globale Klimaneutralität zu erreichen, Sustainable Finance spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Klimarisiken
- Banco de Espana (Februar 2023): The Good, the Bad and Hot House World: Conceptual Unerpinnings of the NGFS Scenarios and Auggestions for Improvement
In einem Fachaufsatz untersucht die Spanische Zentralbank die Reife der Szenarien, die das Network for Greening the Financial System (NGFS) für Klimastresstests erarbeitet hat und die von Aufsichtsbehörden weltweit genutzt werden. Der Aufsatz betont die Lücken, die immer noch im Verständnis der Zusammenhänge bestehen und sieht weiteren Forschungsbedarf in diesem Bereich. Der Bericht zieht dann Lehren daraus, wie die Relevanz der NGFS-Szenarien erhöht werden kann. Dazu gehören die Berücksichtigung potenzieller Zielkonflikte zwischen verschiedenen Arten von Klimapolitiken, die Bewertung akuter physischer Risiken und ihrer Verstärkung; die Integration physischer Risiken in die Übergangsszenarien und die Berücksichtigung der Rolle des Finanzsektors und die Erwartungen der Investoren.
Produkte & Leitlinien
- 2° Investing Initiative (2DII) (Februar 2023): Assessing client sustainabilitypreferences…lost in the maze? Results of a European mystery shopping campaign assessing financial advisor’s compliance with new regulatory requirements for the assessment of client sustainability preferences
2DII führte 2022 in einer Mystery-Shopping-Kampagne ca. 250 Besuche in sechs EU-Ländern durch, mit dem Ziel, das Verhalten von Beratern im Zusammenhang mit den neuen Anforderungen der MiFID II zur Bewertung von Nachhaltigkeitspräferenzen, zu bewerten. Die Ergebnisse zeigen ein niedriges Niveau der Einhaltung der Vorschriften und dass eine Harmonisierung der Marktpraktiken noch nicht erreicht wurde. In nur 48 % der Beratungsgespräche hat der Berater das Thema Nachhaltigkeitspräferenzen ohne Aufforderung durch den Kunden angesprochen. Um diesem Beraterverhalten entgegenzuwirken, hat 2DII einen Fragebogen und einen Leitfaden zur Bewertung der Nachhaltigkeitspräferenzen und -motivationen von Kunden entwickelt. Darin wird dargelegt, was von 2DII als bewährte Praxis für eine umfassende Bewertung sowohl der Nachhaltigkeitspräferenzen als auch der umfassenderen Motivationen angesehen wird. Außerdem wird eine Methodik zur Abstimmung von Finanzproduktmerkmalen auf Nachhaltigkeitspräferenzen vorgestellt.
- BVI (Februar 2023): Fokus Nachhaltigkeit
Trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds mit deutlichen Kursverlusten bei Aktien und Anleihen ist das verwaltete Vermögen von Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen gemäß der EU-Offenlegungsverordnung im Jahr 2022 deutlich gewachsen. Es betrug zum Jahresende 739 Milliarden Euro. Das entspricht einer Steigerung von 12 Prozent im Vergleich zu Dezember 2021. Vor allem im ersten und letzten Quartal gab es deutliche Zuwächse.
- Cash-Online (Februar 2023): Investoren wollen mehr Klimafonds
Anleger rechnen damit, dass der europäische Markt für ESG-ETFs im kommenden Jahr weiter wächst und interessieren sich zunehmend für Strategien, die auf die Verringerung von Emissionen in Übereinstimmung mit den Pariser Klimazielen ausgerichtet sind. Zudem zeigen sie großes Vertrauen in Nachhaltigkeitslabels, zeigt das BNP Paribas Asset Management („BNPP AM“) European ESG ETF Barometer.
Sustainable Finance
- Aviva Investors (Februar 2023): Real Assets Study – Sustainable real assets in the spotlight.
Institutionelle Anleger setzen weiterhin auf Sachwerte durch den steigenden Appetit auf inflationsgebundene Erträge und Einkommen und zum Teil auch aus Gründen der Nachhaltigkeit. Interessant ist, dass die Überzeugung über die Bedeutung nachhaltiger Investitionen leicht vor der Wahrnehmung des Wirkungspotenzials nachhaltiger Sachwerte liegt. Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass ihre Organisation eine Verantwortung, nachhaltig zu investieren, aber nur die Hälfte glaubt, dass Investitionen in Sachwerte einen direkteren ESG-Einfluss haben können als börsennotierte Aktien und Krediten. Während die Hälfte der befragten institutionellen Anleger eine Netto-Null-Verpflichtung eingegangen ist, haben dies knapp ein Viertel (24 Prozent) nicht und haben auch nicht vor, dies zu tun. Es gibt auch einen offensichtlichen Mangel an Vertrauen in Netto-Null-Initiativen und die Rolle, die Sachwerte bei der Erreichung dieses Ziels spielen können. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Institutionen waren unsicher oder haben kein Vertrauen in ihre Fähigkeit, ihre langfristigen Netto-Null-Ziele und Nachhaltigkeitsverpflichtungen mit Investitionen in Sachwertanlagen zu erfüllen.
- Fair Finance Guide (Februar 2023): Fair Finance Guide Methodology 2023. A methodology for the assessment of responsible investment and finance policies of financial institutions.
Um die eigenen ESG-Richtlinien mit Erwartungen der Zivilgesellschaft abzustimmen, lohnt sich immer wieder auch ein Blick in die Unterlagen von NGOs wie dem Fair Finance Guide. In den letzten Monaten hat das Fair Finance-Netzwerk intensiv an der Aktualisierung seiner Methodik gearbeitet. In Zusammenarbeit mit Profundo hat sich die Fair Finance-Koalitionen darum bemüht, die Methodik zu aktualisieren, um mit den neuesten Entwicklungen im Bereich der nachhaltigen Finanzen Schritt zu halten. Unter anderem wurde etwa Tiefsee Bergbau aufgenommen und einzelne Elemente im Bereich Klima aktualisiert.
- KPMG (Februar 2023): Quantifying Regulatory Pressure – measuring the impact of regulatory change
Das KPMG Regulatory Barometer soll den Unternehmen helfen, die wichtigsten Druckbereiche in der sich entwickelnden britischen und europäischen Regulierungslandschaft zu identifizieren und die Auswirkungen der wahrscheinlichen Veränderungen zu messen. Die Analyse von KPMG zeigt, dass ESG- und Nachhaltigkeitsthemen weiterhin ganz oben auf der Agenda der Regulierungsbehörden stehen – die EBA, EIOPA, ESMA, BoE, PRA und FCA haben alle Aspekte von ESG und nachhaltiger Finanzwirtschaft zu ihren wichtigsten Prioritäten für das Jahr erklärt. Greenwashing-Bedenken stehen im Vordergrund und treiben Regulierungsinitiativen zu Produktkennzeichnungen, ESG-Daten und -Ratings sowie zur Sorgfaltspflicht von Unternehmen voran, zusammen mit der laufenden Entwicklung von Berichts- und Offenlegungsstandards und den damit verbundenen Zuverlässigkeitsanforderungen.
- ShareAction (Februar 2023): Point of No Returns 2023: Part I – Ranking and General Findings. Ranking 77 of the world’s largest asset managers’ approaches to responsible investment
In diesem Bericht erstellt ShareAction eine Rangliste der verantwortungsbewussten Anlagepolitik und -praxis von 77 der weltweit größten Vermögensverwalter. Bewertet werden der Ehrgeiz, Umfang und die Transparenz der Ansätze dieser Unternehmen für verantwortungsbewusste Investitionen, um festzustellen, inwieweit sie sich gegen die wichtigsten sozialen und ökologischen Risiken absichern. Außerdem wird der Fortschritt seit dem letzten Benchmarking überprüft.
Taxonomie
- EU Kommission (Februar 2023): Members and Observers of the Platform on Sustainable Finance
Die Mitglieder der neu einberufenen Expertengruppe für die EU-Kommission sind bekannt gegeben worden. Nachdem die EU vergangenes Jahr gegen den Rat der Expert*innen Gas und Atomkraft in die EU-Taxonomie aufgenommen hat, hatten sich einige Organisationen, vor allem NGOs, aus der Gruppe zurückgezogen.
Transformation
- PwC (Februar 2023): ESG Empowered Value Chains 2025. Global ESG Operations Survey
Einen Blick auf den Stand der ESG-Umsetzung in Unternehmen der Realwirtschaft weltweit wirft eine aktuelle Umfrage von PwC. Es reicht nicht aus, grün zu sein. Um wettbewerbsfähig zu sein, müssen Prozesse so umgestaltet werden, dass sie weitreichende ESG-Standards erfüllen. Es bildet sich eine Gruppe von ESG-Champions heraus, die die Unterstützung des Top-Managements genießt, eine klare Strategie und Vision hat und einen ausgewogenen Fokus auf alle ESG-Aspekte legt. Sie überdenken die gesamte Wertschöpfungskette und machen damit ihr Unternehmen widerstandsfähiger für die zukünftigen Herausforderungen. Diejenigen, die hinterherhinken, müssen ihre ESG-Transformation beschleunigen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Der ESG-Reifegrad variiert je nach Region und Branche – vergleicht man den relativen Anteil der ESG-Champions, so liegen Nordamerika und Asien vor Europa. Die Industrie-, Einzelhandels- und Konsumgüterbranchen sind führend, während die Prozess- und Dienstleistungsbranchen hinterherhinken.
📣 SONSTIGES
Tipp: Podcast „Aus Regierungskreisen“: Entlastungen, Bürgergeld, Energiewende – können wir uns das leisten? (Februar 2023)
Darüber spricht Staatssekretär Werner Gatzer aus dem Bundesfinanzministerium mit Silke Stremlau, Vorsitzende des Sustainable-Finance-Beirats der Bundesregierung und Mitglied des SFCP-Beirats. Es geht um den „Doppelwumms“, um mehr Tempo in der Transformation, das Für und Wider von Sondervermögen, aber auch um die Frage, wie Finanzpolitik nachhaltig sein kann.
In eigener Sache
Zum Schluss nochmal die Bitte um Feedback und Anregungen zu unserem Newsletter sowie um Hinweise und Meldungen aus Ihren Häusern für die nächsten Newsletter . Diese können Sie uns gerne jederzeit zusenden, an: info@vfu.de
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